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Armut und Arbeitslosigkeit in Südafrika

Ein großer Teil der stetig wachsenden schwarzen Bevölkerungsmehrheit in Südafrika lebt in bitterer Armut. Besonders in den Randbereichen der Städte findet man Elendsquartiere aus dicht an dicht stehenden Blech- und Pappbehausungen ohne ausreichende Sanitäranlagen, Strom und Wasser.

Armutsstatistik Südafrika

Regierungsstatistiken zufolge hatten 2006 rund 66% der Südafrikaner ein Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 500 Rand und lebten damit unterhalb der südafrikanischen Armutsgrenze. 27% hatten monatlich weniger als 160 Rand pro Kopf zur Verfügung und 8% leben sogar von weniger als 80 Rand pro Monat. Zwischen 2006 und 2011 hatte sich die Situation zwar leicht gebessert (53,2%), anschließend jedoch wieder verschlechtert (55,5% in 2015), wobei die Armutsgrenze derzeit bei 992 Rand pro Person monatlich gezogen wird. Wenn man bedenkt, dass eine 4-köpfige Familie auch mit 10000 Rand monatlich nur ein recht bescheidenes Leben in Südafrika führen kann, wird klar, wie gravierend die Armut im Lande nach wie vor ist. Derzeit leben über 30 Millionen Südafrikaner in Armut.

Arbeitslose in Südafrika

Ähnlich dramatisch sieht es mit den Arbeitslosenzahlen aus. Nach Regierungsangaben liegt sie seit 2005 bei rund 25%, mit leichter Tendenz nach unten. 2017 lag die Arbeitslosenquote 27,7%. Derzeit wird sie von staatlicher Seite mit 26,7% angegeben (Januar 2018). Unabhängige Quellen gehen dagegen eher von 35 bis 40% Arbeitslosigkeit in Südafrika aus.

Arbeitslosen Statistik Südafrika

Ein Großteil der - als beschäftigt geltenden - Schwarzen arbeitet als Haushaltshilfen, Putzfrauen oder Gärtner in weißen Haushalten, oft in Teilzeit oder auf Tagelöhner Basis. Sie beziehen dort normalerweise Einkommen von weniger als 2000 Rand im Monat (90 bis 130 Rand pro Tag), in ländlichen Regionen weniger.

Squatter Camp in Südafrika
Besonders schwierig ist die Situation in den ehemaligen Homelands, vor allem in den Provinzen Eastern Cape und KwaZulu-Natal. Arbeitsmöglichkeiten gibt es dort so gut wie keine, ebensowenig weiße Haushalte, was viele Menschen in die Städte treibt und dort zu einem stetigen Anwachsen der Squatter Camps und Townships führt. Auch die Provinzen Limpopo und North-West sind stark betroffen.

Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß

Die Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Südafrika beziehen sich auf die schwarze Bevölkerung. Bei den Coloureds liegt die Rate lediglich bei 20%, und bei den weißen Südafrikanern liegt sie bei nur knapp 8%.

Wenngleich es mittlerweile auch verarmte Weiße gibt, so sind die Einkommensunterschiede zwischen Schwarz und Weiß so groß wie in kaum einem anderen Land der Welt. Während die Mehrheit der Schwarzen in ärmlichen Hütten lebt und mit dem Notwendigsten auskommen muss, so lebt die Mehrheit der Weißen nach wie vor in beträchtlichem Luxus, abgeschottet durch Mauern und Alarmanlagen.

Umverteilung

Die große Diskrepanz zwischen Arm und Reich wird auch in Zukunft für sozialen Sprengstoff innerhalb der südafrikanischen Gesellschaft sorgen. Viele Schwarze, vor allem in der jüngeren Bevölkerung, erwarten ungeduldig eine rasche Umverteilung der Besitztümer. Die Partei "Economic Freedom Fighters" des ehemaligen ANC Jugendliga-Vorsitzenden Julius Malema hat dies auf ihre Agenda gesetzt und ist bereits drittstärkste politische Kraft in Südafrika. Der südafrikanische Staat ist Erwartungen nach Umverteilung von gesellschaftlichem Besitz und Wohlstand bislang mit Zurückhaltung begegnet und wird dies vermutlich auch in Zukunft tun müssen, nicht zuletzt da rund 80% des Steueraufkommens von Weißen erwirtschaftet wird. Dennoch werden neuerdings Rufe nach Enteignung von weißen Farmern (ohne Entschädigung) wieder lauter. Der neue Präsident Cyril Ramaphosa hat sich zwar vorsichtig hierzu geäußert, jedoch auch nicht grundsätzlich ablehnend.

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